Nothing is perfect – aber viel Don Papa bei wenig Wind!

Ansegeln mit Geschwaderfahrt beim SVAB

Text und Bild: Frank Capellan, 30.4.22

Mist! Der Alsen-Stander klemmt. Das Fall hat sich in der Nut verhakt. Gerd Rutetzki muss das Tuch vorsichtig wieder runterziehen und einen zweiten Anlauf starten. Und das beim traditionellen Hissen der Flagge zum Saisonstart, wenn das bloß kein schlechtes Omen ist! An unserem Commodore liegt es nicht, natürlich nicht. Gerd Rutetzki ist fit und voller Tatendrang. Auf dem Steg wird ein nachträglicher Glückwunsch auf unseren Ehrenchef ausgesprochen. Gerade erst ist er in ein neues Lebensjahrzehnt gestartet. Eigentlich ist ja auch alles perfekt vorbereitet, der Flaggenmast ist zwei Stunden vorher gerade erst frisch gerichtet worden. Egal… jetzt weht der Stander ja. Nein tut er nicht. Aus der vorhergesagten Windstärke 1 ist eine glatt Null geworden. Schlaff hängt das Fähnlein am Mast herunter. Auch drüben bei den Zeuthenern rührt sich nichts. High Noon. Totenstille. Kein Lüftchen, das dort die Nationale der Ukraine ins Flattern bringen könnte. Trotzdem hat der eine Frank in seiner Ansprache eben diese Flagge zum Anlass genommen, um zusätzlich auf die Stimmung zu drücken. Er hat an den Krieg erinnert, daran, dass es uns doch eigentlich – momentan jedenfalls – sehr gut geht. Stimmt ja alles, aber muss das sein!?! Es soll doch fröhlich werden heute. Nun gut, dafür ist der „Jäger Frank“ zuständig. „JF“ – wie er im Vorstand mittlerweile gerufen wird – hat Don Papa mitgebracht, ein edler Tropfen, hoch die Gläser, ein Rum für Rasmus, der Rest für uns. „Hipp, hipp, hurra!“ Ein Prost auf die neue Segelsaison.

50 Euro für die Jugendkasse und schicke Caps für alle Alsener

Schick sehen Sie aus unsere Alsener! Ausgerechnet der Kassenwart hatte die Idee. Dunkelblaue Basecaps mit Alsen-Emblem werden an die Crews verteilt. Da hat sich Andreas nicht lumpen lassen … und bittet jetzt um Spenden. Aber wert sind sie es allemal. Bei den Donnerstagsregatten werden wir kaum wiederzuerkennen sein – zumindest optisch… Dann ab auf die Boote. All hands on deck. Geschwaderfahrt. „Große Muck“, über die Toppen geflaggt mit dem „Alsen-Alphabet“ (für das echte fehlen wohl ein paar Buchstaben), segelt voran. Kurs Lieper Bucht bei Lindwerder. Ankern. Shuttlen per Motorboot. An Land gibt es dann was zwischen die Kiemen. So hat es „JF“ gerade erklärt und noch eine Ansage gemacht: Alle, die das Flaggschiff überholen, müssen zehn Euro in die Jugendkasse zahlen. Und erst wenn CFrank das Horn betätigt, darf der Motor angeworfen werden. Von Kladow aus deutet sich ein Hauch von Wind an. Da drüben bläht sich ein Spinnaker auf. Und dennoch: Ehe sich drei Tonnen Hanse 29 bei diesem Lüftchen in Bewegung setzen, haben die ganz Schnellen längst die Nase vorn: Sebastian, Andreas, Fayd, Holm, Thomas … macht 50 Euro, lukratives Ansegeln für die Jugend! Von Segeln aber kann weiter keine Rede sein. Auch wenn der alte Rod tapfer „I am sailing“ aus der Musikbox über den See röhrt: Alle warten auf das erlösende Hupen, mit dem das elende Rumgetreibe Richtung Heckeshorn beendet wird. Doch auf der „Muck“ hat gerade hektisches Telefonieren begonnen. Die Landcrew hat sich gemeldet, Silvia vom Festausschuss, Christoph und Gregor, die mit den beiden Motorbooten Tische und Bänke in die Lieper Bucht bringen wollen. Offenbar ist kein Anlanden möglich, ein riesiger Ponton versperrt plötzlich den Weg zum Ufer. Plan B: DLRG-Steg gegenüber der Pfaueninsel. Silvia ist schon per Auto auf dem Weg zur Fähre. Gregor und Christoph erkunden die Landung. „Grosse Muck“ hat inzwischen das Signal zum Motorstarten gegeben, einige von den ganz Schnellen, die schon vor Schwanenwerder dümpeln, wundern sich, dass am Heckeshorn plötzlich links abgebogen wird. Die Lieper Bucht ist in den Karten doch entgegengesetzt verzeichnet…  Kommt davon, wenn man sich absetzt und dem Flaggschiff nicht folgen mag.

„Wir brechen ab!“ – „Nein, tun wir nicht!“

Dann wieder ein Anruf. „Wir brechen ab“, heißt es vom Motorboot. „Findus läuft nicht mehr. Ich lasse mich zurück zum Alsen schleppen.“ „Nein, wir geben nicht auf!“ kommt das Kommando zurück, und Silvia wird angewiesen, das Auto mit dem Proviant doch bloß an der Fähre zur Pfaueninsel stehen zu lassen. Die „Muck“ übernimmt jetzt eben den Shuttle von Kuchen, Kaffee und Bier zum Ankerplatz. Der füllt sich jetzt allmählich. 14 Alsen-Schiffe gehen auf Reede und warten auf Christoph, der sie mit dem knallgrauen Gummiboot übersetzt. Kräftig improvisieren muss inzwischen auch Andreas vom Festausschuss. Seine Frau hat es erwischt, das Virus verschont uns eben immer seltener. Bei all dem Stress ist die Suppe sauer geworden. Kurzerhand besorgt er Bockwürstchen und bringt alles im neu erworbenen Alsen-Bottich auf Betriebstemperatur. Das Bier aus dem Fass gibt es heute geschüttelt, nicht gerührt. Die Zapfanlage fehlt, und so tröpfelt es nur spärlich aus dem Schläuchlein, vorausgesetzt, das Bier wird kräftig in Bewegung gebracht. Was soll´s … hungern muss keiner und allzu viel Alkohol ist ja beim Übersetzen auch nicht hilfreich. Der Vorstand setzt noch 10 Euro aus für den ersten Anbader. Die Jungs von Holm kneifen, neun Grad Wassertemperatur sind wohl doch etwas zu wenig, oder bekommen sie etwa zu viel Taschengeld?! Unser Sportwart jedenfalls reißt sich schnell die Klamotten vom Leib und verschwindet für wenige Sekunden im eiskalten Wasser… Gut, dass die Sonne scheint! Es wird geschwätzt, getrunken und gegessen. Und auf dem Weg zurück läuft dann übrigens alles glatt. Eigentlich war am Ende doch alles fast perfekt, nur den Wind für´s Ansegeln konnten wir bei allen Improvisationskünsten nicht mehr organisieren. Der Commodore jedenfalls hat uns versprochen, bei der nächsten Geschwaderfahrt unbedingt für die nötigen Windstärken zu sorgen. „Hipp, hipp, hurra!“

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