X-79 “Equinox” belegt den 6. Platz von 71 Startern
Bericht von Thorsten Seglitz
Angefangen hatte es eigentlich im Restaurant “Aquarium” auf Helgoland. Dort saßen wir gemeinsam nach überstandener Wettfahrt aus Cuxhaven und sammelten Kraft für die bevorstehende Wettfahrt “Rund Skagen”. Da bekam ich auf mein Handy die Mail mit der Einladung zum Jubiläumscup anlässlich des 125-jährigen Bestehens des PYC. Da wir eh alle gerade im Regattafieber waren, brauchte es auch nur eine kurze Frage in die Runde und die übrigen drei Berliner aus der Crew sagten mir zu. Von der stürmischen Nordsee auf den Wannsee – das ließ im Vergleich ein paar entspannte Wettfahrten vermuten. Zurück in Berlin waren dann zwei Wochen später bei tatsächlich besten Segelbedingungen 56 Schiffe an der Linie. Das Fass war bevorteilt, aber mit den vielen schnelleren Schiffen in der Gruppe mussten wir einen Kompromiss für die Startposition finden. Wir legten einen sauberen Start aus der Mitte der Linie hin und fanden guten Lücken auf dem Weg nach Luv. Auf dem Spigang von der Tonne 3 zur Tonne 5 konnten wir uns lange vor den auf dem Papier schnelleren Schiffen behaupten. Die Manöver klappten nahezu perfekt und nach fast 2 Stunden liefen wir ins Ziel mit der Gewissheit, dass das ein recht gutes Ergebnis gebracht haben müsste. Schließlich hatten wir bis zum Schluss noch einige J-70, J-80 und auch die X-99 gesegelt hinter uns gelassen. Der Abstand nach vorne war schwer einzuschätzen. Den Zeileinlauf der “Sweet Sixteen” hatten wir nicht gesehen, aber das hat ja bei dem Yardstick von 84 im Vergleich zu unserer 100 auch noch nichts zu bedeuten. Dass es am Ende aber sogar für den 3. Platz reichte, hätten wir uns dann aber doch nicht erträumt.
Eine Woche später: Die zweite Wettfahrt, diesmal vom BYC ausgerichtet, der sich im nächsten Jahr über sein 150-jähriges Bestehen freut und deshalb auch gleich die Organisation mit übernommen hatte.
Wir verspürten dann schon etwas Erfolgsdruck und wollten unbedingt an das gute Ergebnis der Vorwoche anknüpfen. Die Bedingungen waren wieder gut, aber der Wind etwas unsteter. Das Startschiff war schnell als bevorteilte Seite ausgemacht. Diese Idee hatten dann aber entsprechend auch viele der 60 anderen Schiffe. Die letzte Minute vor dem Start ließ der Wind spürbar nach und das Pulk am Schiff nam uns noch den verbliebenen Rest, so dass wir es nicht rechtzeitig zur Linie schafften. Mist! In der Startgruppe mit den schnelleren Schiffen gleich vom Anfang hinterherzufahren war ja gar nicht unser Plan. Also jetzt hieß es das Beste aus der Situation zu machen. Wir wendeten schnell auf die rechte Seite, so dass wir wieder freien Wind bekamen und konnten etwas aufholen. EInige gute Dreher ließen uns wieder Hoffnung schöpfen, aber dann setzten frische Böen von links ein und wir konnten nur zusehen, wie die anderen wegfuhren. Eine gefühlte Ewigkeit später hatten wir dann auch den Wind. An der Luvtonne fanden wir uns entsprechend im hinteren Mittelfeld der Startgruppe wieder. Dann kam auch noch ein ziemlich spitzer Spigang dazu. All die “blöden” Rüsselboote zogen weiter davon. Aber dennoch, die Manöver klappten wieder gut und auf der zweiten Kreuz konnten wir ein paar schöne Schläge setzen. Langsam kämpften wir uns heran. Der drehende und schwankende Wind war Fluch und Segen zugleich -Wannseesegeln halt. Im Ziel war dann überhaupt nicht abzuschätzen was dabei herausgekommen ist. Wir waren noch fast vor einer Streamline mit einem Yardstick von 88, aber hatten auch gleichzeitig die sogar fünf Minuten nach uns gestartete H-Jolle (Yardstick 106) nur 3 Minuten hinter uns gelassen. Siegerehrung und Sonnenuntergang beim BYC: 16. Platz. Das war deutlich besser als wir erwartet hatten.
Dritte und finale Wettfahrt am 8. Juni: Die Lehre aus der letzten Wettfahrt war klar! Man sollte schon irgendwie bei Null über die Linie fahren. Das kann für das Ergebnis nur positiv sein ;-).
Gesagt, getan! Ein Traumstart bei Null am Schiff über die Linie. Das speichert man sich gerne in seinen persönlichen Erinnerungen ab- kommt ja selten genug vor. Wieder erwarteten uns herrliche Segelbedingungen, wobei wir mit 4-5Bft eigentlich schon etwas viel Wind für die X-79 hatten. Andere Schiffe kommen da schon ins Gleiten und da wird es dann schwer mitzuhalten. Wir hatten einige Enge Zweikämpfe mit einem Jollenkreuzer. Auf der Kreuz konnten wir etwas Boden gutmachen. Beim Spigang war er dann meist nicht mehr zu halten. Die doch recht ruppigen Bedingungen erlaubten diesmal nicht so sehr das Beobachten des Feldes. Eine gekenterte und vollgelaufene H-Jolle konnten wir noch ausmachen, dann konzentrierten wir uns lieber wieder auf die eigenen Manöver. Die abschließende Siegerehrung im PYC bei Freibier und Gegrilltem ergab dann einen 8. Platz. Insgesamt konnten wir so sogar auf Platz 6 segeln – ein für uns sehr gutes Ergebnis in dem Feld mit einigen namhaften Schiffen.
Bevor wir erst wieder spontan in Helgoland uns verabreden, haben wir das dann gleich an dem Abend wieder getan. Nächste Jahr auf ein Neues – zum Angriff auf den Jubiläumscup!